January 2016 // Museumsnacht Basel

Von Kunst und Katzen

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Text: Dr. Ines Goldbach (Direktorin Kunsthaus Baselland)

Die Katze also. Wenn politisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich oder privat gar alles am Ende scheint, wird vielerorts der Knopf – druck getätigt und das drollige Katzenvideo auf dem Bildschirm gesucht. Eine Studie der Indiana University mag kürzlich heraus- gefunden haben, dass in Krisenzeiten die Einschaltfrequenz von Kurzvideos mit tobenden, schnurrenden oder umtriebigen Kätzchen – mancherorts sind es auch Ziegen oder Esel – massiv zunimmt. Das Resultat: Der Betrachter sei nach dem kurzweiligen Blick auf den Bildschirm entspannter, glücklicher, ja gar tatkräfti- ger und fühle sich deutlich besser. Studienleiterin Jessica Gall Myrick unterstrich auf die Frage, warum man sich überhaupt wissenschaftlich diesem Phänomen widmen müsse: „Katzen- videos sind eines der bedeutendsten Internetphänomene unserer Zeit. Wenn wir besser verstehen wollen, welche Auswirkungen das Internet auf Individuen und die Gesellschaft hat, kommen wir nicht an Katzenvideos vorbei.“ Das lässt hellhörig werden.

Denn ebenso unlängst wurde eine Studie der Wirtschaftswissen- schaftler der Universität Zürich veröffentlicht, die herauszufinden meint, Künstlerinnen und Künstler seien mit ihrer Arbeit deutlich zufriedener als andere Menschen. Bereits vor ein paar Jahren konnte auf einer Zufriedenheitsskala von 81 Berufsgruppen diejenige der Künstler und Künstlerinnen unter den ersten zehn verortet werden. Die neue Studie aus Zürich bestätigt diesen Trend. Das mag für den einen oder anderen Leser dann doch überraschend sein – die Gründe aber scheinen nachvollziehbar: Wenngleich der tägliche Broterwerb nach wie vor schwierig bleibt, so erleben Künstler und Künstlerinnen logischerweise einen hohen Grad an Identifikation mit der eigenen Arbeit. Im Kunst- Machen, so die Studie, könne man sich konzentriert versenken, lerne beständig innerhalb der Tätigkeit und des künstlerischen Umfeldes dazu – nicht zuletzt weil man vor immer neuen Heraus- forderungen stehe. Weitaus wichtiger aber scheint der Grad an Selbstbestimmung, den man als Kunstschaffender ausleben dürfe.

Das alles im Blick, scheint es mehr als bezeichnend, dass die beiden Künstler Admir Jahic (* 1975) & Comenius Roethlisberger (* 1971) sich nun dem Phänomen annehmen und Kunst und Katze zu verbinden wissen. Die beiden in Basel tätigen Künstler, die seit 2008 als Duo zusammen agieren, werden in einer Aktion im Rahmen der Museumsnacht Basel im Kunsthaus Baselland die Möglichkeit für die Besucher schaffen, aus einer limitierten Auflage von 71 Tonkuben zu je 900 Gramm ihr eigenes Kätzchen zu formen und zu gestalten. Das Resultat wird von den Künstlern vor Ort dokumentiert.

Wer dabei ein blosses Kneten am Block erwartet, irrt. Es gehört zur künstlerischen Strategie der beiden Künstler, sich mit wissen- schaftlichen Fragestellungen zu beschäftigen und zugleich das prozesshafte Arbeiten sowie alles, was plötzlich eintreten kann, zuzulassen – das Zufällige, das Nichtplanbare, das Interagieren mit anderen. Ihr künstlerisches Selbstverständnis ist dabei geistreich, feinsinnig, poetisch und oft sehr humorvoll. Eins aber scheint den Studien zufolge bei dieser Kunstaktion schon jetzt garantiert: ein grosses Glück und Glücklichsein für alle Beteiligten! Kunst und Katz machen es möglich.

Cat sculpted by visitors in clay at the Museumsnight Basel 2016 for Jahic/Roethlisberger | Medium: Clay | Size: Variable
Exhibition Poster
Cat sculpted by visitors in clay at the Museumsnight Basel 2016 for Jahic/Roethlisberger | Medium: Clay | Size: Variable

A NOT SO GUILTY PLEASURE

A NOT SO GUILTY PLEASURE is an interactive installation by Jahic/Reothlisberger. Inspired by the study of assistant professor Jessica Gall Myrick, from the Indiana University Bloomington. Visitors are asked to sculpt a cat for the artists.

„BLOOMINGTON, Ind. — If you get a warm, fuzzy feeling after watching cute cat videos online, the effect may be more profound than you think.

The Internet phenomenon of watching cat videos, from Lil Bub to Grumpy Cat, does more than simply entertain; it boosts viewers’ energy and positive emotions and decreases negative feelings, according to a new study by an Indiana University Media School researcher.

The study, by assistant professor Jessica Gall Myrick, surveyed almost 7,000 people about their viewing of cat videos and how it affects their moods. It was published in the latest issue of Computers in Human Behavior. Lil Bub’s owner, Mike Bridavsky, who lives in Bloomington, helped distribute the survey via social media.“

Full article: http://news.indiana.edu

Cat sculptures sculpted by visitors in clay at the Museumsnight Basel 2016 for Jahic/Roethlisberger | Medium: Clay | Size: Variable